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Was ist Dyskalkulie?

Dyskalkulie (Rechenstörung / Rechenschwäche) ist eine von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) anerkannte schulische Entwicklungsstörung nach ICD 10 F 81.2.

Von einer Rechenstörung spricht man, wenn die Rechenleistung eines Kindes deutlich unter dem Niveau liegt, welches aufgrund des Alters, der allgemeinen Intelligenz und der Beschulung zu erwarten ist. Vor allem die Grundrechenarten sind beeinträchtigt. Die Ursachen der Dyskalkulie sind noch nicht abschließend erforscht. Befunde für eine genetische Prädisposition und gestörte Hirnfunktionen unterstützen die Annahme einer neurobiologisch begründeten Störung. Bis zu 7% aller Kinder sind von der Dyskalkulie betroffen, dennoch ist sie gemeinhin nicht so anerkannt wie LRS.

Symptomatik:

Kennzeichnend für eine Rechenstörung sind Defizite im Verständnis von Mengen und Zahlen.  Dadurch ist die Entwicklung der sogenannten mathematischen Basiskompetenzen massiv beeinträchtigt. Betroffen sind das Vergleichen von Mengen und Zahlen, das Benennen und Aufschreiben von Zahlen, die Fähigkeit, richtig zu zählen sowie die Entwicklung eines mentalen Zahlenstrahls. Betroffene Kinder haben große Schwierigkeiten, einfache Rechenaufgaben abzuspeichern und später direkt aus dem Gedächtnis abzurufen. Das bedeutet, ein „Arithmetischer Faktenabruf“ ist Ihnen nicht möglich. Die Kinder rechnen meistens mit den Fingern zählend.

Ein weiteres Symptom sind die fehlenden bzw. falschen Vorstellungen von den Rechenschritten, die bei bestimmten Aufgaben durchgeführt werden müssen. Mathematische Prozeduren sind nicht vorhanden. Betroffene haben Defizite im Verständnis des Dezimalsystems. Dies erkennt man an Zahlendrehern sowie dem Nichtverstehen der Zehnerbündelung.

Das Leistungsprofil ist bei betroffenen Kindern äußerst heterogen, so dass bei einer Förderung die individuellen Kompetenzen bzw. Schwierigkeiten zu beachten sind.

 

Ursache:

Kinder mit Rechenstörungen zeigen eine reduzierte Aktivität in den Hirnregionen, die zum neuronalen Netzwerk der Mengen- und Zahlenverarbeitung gehören. Dies ist wahrscheinlich die Folge einer genetisch bedingten, gestörten Entwicklung von größtenteils angeborenen Kernkompetenzen, was dazu führt, dass bestimmte kognitive Funktionen sich nicht altersgemäß entwickeln.

 

Verlauf:

Die Rechenstörung begleitet das Kind ein Leben lang.  Bei starker Ausprägung dieser Störung ist sie bereits im ersten Schuljahr zu diagnostizieren.  Die betroffenen Kinder sind oft in ihrem Bildungspotenzial benachteiligt.

Kinder mit einer Rechenstörung zeigen häufig psychische Auffälligkeiten, wie internalisierende Verhaltensweisen (Rückzug) oder auch expansives Verhalten(Aufmerksamkeitsstörung, Aggressionen). Die alltäglichen Misserfolgserfahrungen lassen Ängste entstehen, die Persönlichkeitsentwicklung wird gestört.  Die Aufmerksamkeits- und Arbeitsgedächtnisressourcen sind reduziert. Langfristig kann die Rechenstörung  zur Vermeidung von Lern- und Prüfungssituationen führen und letztendlich alle Fächer des Schulalltags betreffen.

 

Früherkennung /Frühförderung

Voraussetzung für eine Frühförderung ist die Vermittlung von mathematischen Basiskompetenzen, die sich normalerweise bereits im Kindergartenalter entwickeln. Gefördert kann mit den Förderprogrammen „Mengen, zählen, Zahlen“ oder „Dortmunder Zahlbegriffstrainer“. Bei der Einschulung sollte eine allgemeine Überprüfung der Basiskompetenzen erfolgen. Diese sind: visuomotorische Koordination, Figur-Grund-Diskrimination, Wahrnehmungskonstanz, Wahrnehmung der Raumlage, Wahrnehmung der räumlichen Beziehungen, Anwendung räumlicher Begriffe, Klassifikation, Seriation und Eins-zu-Eins-Zuordnung /Invarianz. Ein gutes und bewährtes Förderprogramm ist der Band „Erfolgreich starten“ aus dem Finken-Verlag.

 Die Diagnose der Dyskalkulie wird von Kinderpsychologen vorgenommen. Es erfolgt eine Testung mit einem standardisierten Rechentest wie DMATH 1-4 sowie einem Intelligenztest, wie dem CFT 20 R. In einem diagnostischen Gespräch mit Eltern und Kind sowie dessen Lehrern wird anamnestisch abgeklärt, welche Probleme konkret bestehen. Der Förderansatz liegt zunächst in der Förderung der Basiskompetenzen. Dann erfolgt eine Förderung im Zahlenraum bis 10. Die Fähigkeitsbereiche Zählen, Menge-Zahl-Zuordnung, Zahlbeziehungen, Mengenzerlegung, Addition und Subtraktion sowie Rechenstrategien und operative Zusammenhänge werden so erlernt. Hier ist das Förderprogramm „Komm mit- rechne mit“ aus dem Finken-Verlag zu empfehlen.  Die Förderung im Zahlenraum bis 20, 100, 10000 und 1 Million beginnt mit Zahlbegriffsentwicklung, dem Aufbau von Operationsvorstellungen und der Vermittlung von Rechenstrategien.

Dieser Förderansatz und die daraus resultierende Förderung muss durch ausgebildete Fachkräfte durchgeführt werden, da hier die therapeutischen Ansätze sehr komplex sind.